2. August 2015 Von Webmaster Aus

Wiederladen der Schweizer Ordonnanz ‚7.5mm Revolverpatrone 82‘

Bericht vom Hans-Peter Kobelt VSMS
Bericht von Gunter Schmidtke August 2015 

Wer hat nicht noch irgendwo einen alten Schweizer Armee Revolver zu Hause rumliegen??

Wer damit schiessen möchte, und nicht in der glücklichen Lage ist, von den rechts abgebildeten Fiocchi Patronen oder ……

…. originale Thuner Schwarzpulver Patronen (Abbildung unten) zu haben (die Produktion dieser Patrone wurde 1972 eingestellt !) der muss sich die Dinger wohl oder übel selber fabrizieren. 


Nachtrag 2015

Fiocchi hat ~ 2012 eine leider sehr beschränkte Serie 7.5 ORD SVIZZERA aufgelegt.
Die 50iger Schachtel ging für über 100.- CHF über den Ladentisch, trotzdem war die Munition relativ schnell vergriffen.
Eine kleiner Bericht folgt in Kürze.

7.5mm

Nachtrag 2023

Fiocchi hat ~ 2022 eine weitere Serie 7.5 ORD SVIZZERA aufgelegt. Wir geben keine Empfehlungen oder Warnung heraus, aber lest den Bericht hier und macht euch eure eigenen Gedanken. .


Die original alte Schweizer Ordonanz Munition schiesst zwar sehr ordentlich, doch erstens sind sie nicht mehr in rauen Mengen verfügbar, zweitens und folglich dem ersten Punkt kosten sie viel, so zwischen 20.- und 30.- Stutz pro 20er Schachtel gehen da über den Ladentisch, und drittens sind die Dinger natürlich noch mit Schwarzpulver geladen. Ich persönlich scheue auch den Aufwand einer fachgerechten Schwarzpulver Reinigung, so mit Seifenlauge etc ! Also bleibt nur . .

Wiederladen:

Seit Anbeginn meiner Wiederladetätigkeiten (nun auch schon 40 Jahre her) habe ich einen ‚7,5mm Swedish Nagant Wiederlade Matrizensatz‘ zu Hause herumliegen. Alle paar Jahr habe ich mit verschiedenen Komponenten versucht eine einigermassen vernünftig schiessende Patrone zu laborieren. 
Ehrlich gesagt waren meine Versuche nie von Erfolg gekrönt, wohl hat es mir auch an der nötigen Ausdauer gefehlt.
Bei der 46igsten Wiederaufnahme der Schiessversuche, und nach heutzutage obligater Suche in der elektronischen Fachpresse, sprich Internet, bin ich dann doch zügig bei einer oder sogar mehreren Laborierungen gelandet, mit der man auf 25m die Zehn durchaus treffen kann ! 

Also, wie das ?


Hülsen:  

Bei den Hülsen kann man schon auf die ersten kleineren Probleme stossen, denn die sind nicht einfach im Laden erhältlich. Ich habe das Glück, dass ich irgendwo zu Hause noch ~ 75 Fiocchi Hülsen gefunden habe. Diese Hülsen habe ich für meine Laborierung verwendet.
Die originalen Thuner Hülsen kann man natürlich auch verwenden, leider haben aber diese Hülsen alle das Berdan Zündsystem und zusätzlich ist das doch schon ins Alter gekommene Messing sehr spröde und schon beim ersten mal laden reissen sehr viele Hülsen ein. 

Aber: Mit etwas Aufwand kann man sich aber solche Hülsen selber machen, bzw umformen, etwas Werkzeug vorausgesetzt. 

Hülsen des Kalibers 32-20 Win oder 25-20 Win können auf das passende Mass abgelängt werden und passen dann perfekt. Solche Hülsen sind von Remington / R-P erhältlich.  Von links nach rechts:  2x Fiocchi Hülsen, mit dem Bodenstempel ‚7.5 ORD. SVIZZERA‘ 1x Original Thuner Ordonanz Hülse 1x nicht abgelängte 25-20 Win Hülse.   

Geschosse v li. n. re:
100 grs H&N .32 S&W, RN .314″/100 HS, Durchmesser 8,02 mm   > mehr Info hier
100 grs H&N Blei gefettet, .314″, Durchmesser 8,02 mm
93 grs Thun 7,65 Para, Nickel platiert, Durchmesser 7,84 mm (-!-)
93 grs PMP 7,65 , Durchmesser 7,82 mm (-!-) 73 grs Dynamit Nobel Nickel platiert, Durchmesser 7,84 mm (-!-)
75 grs (Fabrikat ?, ev. ehemalige GECO – Dynamit Nobel), Durchmesser 7,84 mm (-!-)
100 grs H&N .32 WC gefettet, Durchmesser 7,98 mm
100 grs H&N .32 WC Teflon beschichtet, Durchmesser 8,00 mm 94 grs RCBS  SWC, selbst gegossenes Kugel, Blei 23 HB, Durchmesser 8,02 mm

Geschosswahl:

Für die hier beschriebene Ladung stellte sich das 1. Geschoss von links, das H&N 100grs HS (genaue Bezeichnung .32 S&W, verkupfert HS, RN .314 / 100 HS 500 pcs) als eines der Besten und authentischsten heraus. Von zuverlässigen Schützenkameraden habe ich jedoch gelernt, dass auch die .32er WC Geschosse zu guten Resultaten führen. 

(-!-) ACHTUNG: Mit den 7,65 Para Geschossen, z.b. mit den RUAG oder mit den PMP habe ich mehrere Male richtige Laufkrepierer produziert. Die Geschosse blieben im Lauf stecken, auch wenn sie für das entsprechende Geschossgewicht die richtige Menge vom richtigen Pulver aufweisen. Die lange Führungsfläche und die Stabilität des Mantelmateriales ergaben doch wohl eine zu grosse Friktion für die ursprünglich auf Bleigeschosse, und später für viel weichere Kupfermantelgeschosse ausgelegten Läufe.
Die Ladung solange erhöhen bis das Geschosse den Lauf garantiert verlässt ist halt auch so ne Sache die man mit solchen Oldtimern nicht gerne macht oder eigentlich nicht machen darf!
Also: > > > > Finger weg von Voll- und Teilmantel Geschossen !! < < < <  

Pulver:

Der Literatur folgend habe ich mich bis anhin nur auf zwei Pulver konzentriert; Alliant Bullseye und Alliant Unique ! Beide Pulver sind auch hin der Fachliteratur erwähnt und führen irgendwie zum Ziel.


Laborierung:

Für die hier vorgestellte Laborierung verwende ich mit gutem Resultat 3.1grs Bullseye. 

Ein ‚Small Pistol‘ Zündhütchen von CCI eingesetzt und die Patrone auf eine Gesamt Länge von 33.30mm ergeben eine eher satte Ladung, aber gut schiessen tut sie allemal.  

Hier die Abbildung der Patrone von der H&N Website, dort findet ihr jetzt sogar noch weitere Ladedaten:

Nachtrag 2.6.2006:

Diese Laborierung wird auch in diesem Buch, Ausgabe 2004 aufgeführt, siehe Seite 86.
ISBN 3-00-013161-2
EPV 29,95 €


Abweichungen: Die COL wird mit 33,0mm angegeben, und die verwenden ein ‚Winchester Small Pistol Standard Zündhütchen‘; Unterschied zum hier verwendeten CCI -> ???
Die V2 liegt laut dem Buch bei 190 m/s und der Streukreis auf 25m ab Sandsack bei 75mm.

Gut und relativ authentisch sehen die so geladenen Patrone aus, wie diese Bild beweist. 

Links eine originale Thuner Patrone, jedoch ohne die dicke Paraffin Schicht um das Geschoss. 

Hier dieselben Patronen noch mal etwas näher betrachtet. 


Noch was: In der Literatur kann man nachlesen, dass die Schwedische 7,5mm Nagant und die Schweizer 7,5mm Swiss Ordonanz Patrone praktisch identisch sind. Auch die Waffen zu den Patronen lassen sich 1:1 austauschen. Also, mein „7/5 Swedish Nagant“ Matrizensatz passt 100%ig und lässt keine Wünsche offen. Weitere mögliche Alternativen in Sachen Matrizen findet ihr in den unten stehenden Berichten. 

Ach ja noch was: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schiessen die alten 82er Revolver besser als die jüngeren 82/29er! (Auf dem Foto ganz oben auf der Seite ist links eine 82er und rechts ein 82/29 Revolver zu sehen) 
Die alten 82iger sind diejenigen mit den schönen 8kant Läufen, die neueren 82/29 Revolver sind damals rigorosen Sparmassnahmen ‚zum Opfer gefallen‘ und weisen einen runden Lauf auf und eine eher matte und schwarze Brünierung auf!
Mehr fachkundige Informationen hier auf der Website der Waffensammlung.ch.
Bei praktisch allen Vergleichen die ich gemacht habe, und es waren deren nicht wenige, war z.B. das Trommelspiel bei gespanntem Hahn bei den neuen 82/29 Revolvern um ein vielfaches grösser als bei den alten Dingern. 
Bei meinem 82/29 Revolver, notabene einer der schönsten und Ungebrauchtesten (ist wohl ein kleineres Unwort 😉 den ich je gesehen habe, lottert die Trommel bei bespanntem Hahn fast einen Millimeter am Umfang! Somit glaube ich, sind die Voraussetzungen schon nicht mehr da, um beim Verwenden aller 6 Trommelbohrungen ein gutes Schussbild zu bekommen!  
Wer noch etwas mehr wissen will über diese Patrone, hier sind noch zwei Berichte als PDF Dateien

Bericht aus eine Waffenjournal „Wiederladen der Patrone 82/29“ >>>PDF
Spezifikationen der 7,5mm Nagant und der 7,5mm Schweizer Ordonnanz Patrone >>>PDF


Bericht von Gunter Schmidtke


Wiederladen für den Schweizer Ordonanzrevolver

der Bericht aus dem SWM als PDF > hier



Wer hat nicht schon mal einen davon gesehen und wollte nicht damit schiessen? Die Rede ist vom guten alten Schweizer Ordonanzrevolver Modell 1882/1929. Die Preise für dieses kleine Meisterwerk der Technik sind günstig wie nie zuvor, dass Schiessen also eigentlich erschwinglich. Bliebe noch das Problem mit dem Treibstoff. Die Ordonanzmunition ist für häufiges schiessen keine Option, die Nitromunition von Fiocchi ist eigentlich zu teuer wenn man öfter mal schiessen will, und für die frühen Versionen des Revolvers, mit der dünnen Rahmenbrücke, auch nicht geeignet. Letzteres gilt auch für die Patrone 32 S&W long.

Hier will ich ein Paar Tipps geben wie man günstig Munition für den Schweizer Ordonanzrevolver selben laden kann. Ich habe ausschliesslich die in Abbildung 1 dargestellten Hülsen vom Kaliber 32-20 Win (auch 32 winchester center fire, kurz 32 WCF genannt) verwendet. Die sind relativ günstig und überall zu bekommen. Dafür braucht man einen passenden Hülsenhalter. Als Matrizen kam der dreiteilige Satz im Kaliber 32 S&W long zum Einsatz und eine Universalausstossermatrize. Die Matrizen für 32 S&W long sind nicht nur viel günstiger als die für 7,5 Swiss, man hat auch eine gute Chance mal eine auf dem Gebrauchtmarkt zu ergattern oder eine beim Vereinskollegen ausleihen zu können.

Es wurden drei verschiedene Pulversorten verglichen. Hodgdon HP38 als Nitropulver, Schweizer Nummer 1 als Schwarzpulver sowie Hodgdon 777 als Schwarzpulversubstitut. Für das Nitropulver verwendete ich CCI small pistol Zündhütchen, für das Schwarzpulver und Hodgdon 777 die CCI small pistol magnum Zündhütchen.
An Geschossen steht uns glücklicherweise die ganze Palette an Geschossen Kaliber 32 zur Verfügung. Aus praktischen Gründen beschränkte ich mich auf Gewichte zwischen 86 grs und 100 grs (1 grs = 0.0648 Gramm). Ich habe die in Abbildung 2 zu sehenden Geschosse verwendet. Die reinen Bleigeschosse wurden mit blue –lube gefettet. Die Geschosse mit der Teflonbeschichtung brauchen nicht gefettet zu werden

X: Haendler und Naterman 100 grs cal .314 Wadcutter Hohlboden (WC HB), Teflon beschichtet
X: ist nur für Nitroladungen geeignet.  Es darf  wegen des Hohlbodens nicht für Schwarzpulver oder Hodgdon 777 verwendet werden.
A: Hornady  90 grs cal .314 Semiwadcutter (SWC) gefettet
B: S+E Geschoss 100 grs cal.314 WC, gefettet
C: Haendler und Naterman 86 grs cal .311 Kegelstumpf, gefettet
D: Haendler und Naterman 86 grs cal .311 Wadcutter , Teflon beschichtet
E: 86grs cal .314 Rundkopfgeschoss abgeflacht, gefettet

Die Hülse 32 WCF hat fast die gleichen Bodenmasse wie die 7,5 Schweizer Revolver ist aber länger und hat eine Schulter. Wenn man versucht die Hülse ohne Änderung in die Trommel zu bekommen geht es nicht. Aber wenn man die Schulter der Hülse nur 3 mm zurücksetzt, (mit der Matrize 1 cal. 32 S&W long) passt Sie. Ich setze die Schulter aber noch weiter zurück, bis ca. 12 mm über den Stossboden, da die Hülse dann noch weit genug in die Matrize 3 passt um ein Wadcuttergeschoss tief genug zu setzen. Also Matrize 1 nehmen, die Ausstosserspindel rausschrauben und Hülsenschulter bis auf ca. 12 mm über den Stossboden zurückdrücken und fertig. Die Matrize darf nicht, wie sonst üblich, bis zum Anschlag an den Hülsenhalter eingeschraubt werden, sonst werden die Hülsen zu schlank und bauchen beim schiessen auf. Verwendet man Wadcuttergeschosse ist dass alles an Hülsenbearbeitung.

Verwendet man aber Geschosse die vorne aus der Hülse herausschauen, würden die Patronen zu lang werden. Deshalb muss man die Hülsen kürzen. Ich habe dies ganz einfach mit einem Rohrschneider für ein Paar Franken aus dem Baumarkt erledigt. Danach Hülsen genau vermessen, gegebenenfalls auf gleiche Länge trimmen entgraten und fertig. Um 100 Hülsen zu kürzen brauchte ich so etwa 1,5 Stunden. Danach die Hülsen mit Primern versehen.  Um einen Vergleich zwischen Nitropulver, Schwarzpulver und Hodgdon 777 zu haben musste also mindestens eine Nitrolaborierung  gemacht werden. Ich entschied mich quasi für eine Kopie einer 32 S&W long Ladung in einer 32WCF Hülse. Alle Ladedaten sind ohne Gewähr. Jeder Wiederlader handelt eigenverantwortlich!

Laborierung 1:
Geschoss X: 100grs WCHB von H&N .314, smal pistol primer, Pulver: 2,4 grs Hodgdon HP38 (zum Vergleich eine 38 special mit 158 grs Geschoss erhält 3,4 grs HP38, eine 357 Magnum mit 158 grs Geschoss 6,8 grs HP38). Falls man beim Laden nicht sehr gut aufpasst und eine Doppelladung (4,8 grs) fabriziert hält dass sicher kein Revolver aus. Theoretisch passen ca. 10 grs in die Patrone was für eine 44 Magnum reichen würde.
Um Ladungen mit Hogdon 777 herzustellen soll man laut Hersteller das gleiche Volumen (nicht Gewicht) an 777 wie an Schwarzpulver verwenden. Also mussten erst mal Schwarpulverladungen getestet werden.

Laborierung  2:
Geschoss A: 90 grs SWC von Hornady .314, smal pistol magnum primer, Pulver: 10grs Schweizer Schwarzpulver Nummer 1. In gekürzter Hülse.

Laborierung 3:
Geschoss B: 100 grs WC von S+E .314, smal pistol magnum primer, Pulver: 10 grs Schweizer Schwarzpulver Nummer 1.

Laborierung 4:
Geschoss C: 86 grs KS von H&N.311, smal pistol magnum primer, Pulver: 11 grs Schweizer Schwarzpulver Nummer 1. In gekürzter Hülse.

Laborierung 5:
Geschoss D: 86 grs WC von H&N .311, smal pistol magnum primer, Pulver: 11grs Schweizer Schwarzpulver Nummer 1. Einige der Patronen sind in Abbildung  3 zu sehen. Nachdem diese Tests zufriedenstellend verliefen wurde das Schwarzpulver durch Hodgdon 777 ersetzt. Die Angaben des Herstellers nur bestimmte Zwischenmittel (kein Filz)zu verwenden und keine Luft zwischen Pulver und Geschoss zu lassen erfolgen sicher nicht ohne Grund. Mann soll das gleiche Volumen (nicht Gewicht) an 777 wie an Schwarzpulver verwenden. Da ich die Hülse immer bis zur Setztiefe des Geschosses mit Schwarzpulver gefüllt habe ( Füllgrad 1 oder 100 %) tat ich dies auch mit dem 777. Ich habe einmal das Volumen bestimmt und dann die Charge gewogen. Die folgenden Ladedaten beziehen sich also auf Masse an Pulver in grain und nicht auf das Volumen dass die gleiche Menge an Schwarzpulver einnimmt. Da wohl jeder die Hülsen etwas anders kürzt und/oder die Schulter mehr oder weniger weit zurücksetzt, stimmen die folgenden Gewichtsangaben nur für meine Patronen. Das genaue Innenvolumen( an grain in Schwarzpulver) der eigenen Hülse bis zum Geschossboden muss also jeder selbst bestimmen.

Laborierung 6:
Geschoss A: 90 grs SWC von Hornady .314, smal pistol magnum primer, Pulver: 6 grs Hodgdon 777. In gekürzter Hülse.

Laborierung 7:
Geschoss B: 100 grs WC von S+E .314, smal pistol magnum primer, Pulver: 8,2 grs Hodgdon 777.

Laborierung 8:
Geschoss C: 86 grs KS von H&N.311, smal pistol magnum primer, Pulver: 7 grs Hodgdon 777. In gekürzter Hülse.

Laborierung 9:
Geschoss D: 86 grs WC von H&N .311, smal pistol magnum primer, Pulver: 8,2 grs Hodgdon 777.

Laborierung 10:
Geschoss E: 86 grs RK gefettet.314, smal pistol magnum primer, Pulver: 6 grs Hodgdon 777.

Da keine Ransom-Rest zur Verfügung stand wurde sitzend mit aufgestützten Ellenbogen geschossen. Verschiebt man die Trefferbilder optimal zum Scheibenmittelpunkt und zählt die geschossenen Ringe erhält man die in Tabelle 1 dargestellten Ergebnisse.

LaborierungGeschossLadungAnzahl 10Anzahl 9Anzahl 8
1100 grs WCHB2,4 grs HP381011
290 grs SWC6 grs CH181 
3100 grs WC8,2 grs CH1642
486 grs KS7 grs CH1831
586 grs WC8,2 grs CH193 
690 grs SWC11 grs 777111 
7100 grs WC10 grs 77711 1
886 grs KS11 grs 77775 
986 grs WC11 grs 77733 
1086 grs RK6 grs 777  12  
11original 42 

Laut Häuslers Buch lag die 100% Streuung des Revolvers auf 30m bei 13 cm, (leider ohne Angabe der Schusszahl oder der Testbedingungen). Keine der getesteten Laborierungen war deutlich schlechter. Sieht man von der klar (zufällig?) am besten schiessenden Laborierung 10 ab, hat keine der Laborierungen einen klaren Vorteil in der Präzision. Die dickeren Geschosse (.314) schneiden jedoch besser ab als die dünneren (.311), was im Einklang mit der Theorie steht, dass der Geschossdurchmesser 0.001 inch grösser sein soll als der Laufdurchmesser.  Oft sind es aber nur ein oder zwei Schüsse die das Trefferbild verderben, da sie klar ausserhalb der Garbe der restlichen Schüsse liegen.
Nach dem Schiessen kommt das wieder aufarbeiten der Hülsen für den nächsten Ladevorgang. Ich stosse immer zuerst die Zündhütchen aus. Die mit Nitropulver geladenen Hülsen waren so sauber dass eine Reinigung nicht nötig gewesen wäre. Hodgdon empfiehlt bei der Verwendung von Hodgdon 777 die Reinigung mit verdünnter Essigsäure. Die Hülsen waren nach 20 Minuten in 1:5 verdünntem Speiseessig  sauber genug zum wiederladen. Danach noch zweimal mit Wasser spülen und einmal mit destilliertem Wasser (das was die beste Ehefrau von allen im Dampfbügeleisen verwendet), danach trocknen (entweder im Backofen bei 40°C oder über ein bis zwei Tage bei Raumtemperatur), so gibt es keine Wasserflecke. Grosse Mühe bereiten die Hülsen mit Schwarzpulver. Der dicken Kruste rückt man am besten gleich nach dem schiessen auf den Leib. Auch hier mit 1:5 verdünnter Essigsäure, aber diesmal für zwei Stunden im Ultraschallbad (gibt es in der Migros für einen niedrigen zweistelligen Frankenbetrag), mit Säurewechsel nach einer Stunde. Ultraschallbad und / oder den Tumbler mit Nussschalengranulat kann man natürlich auch  immer nehmen. Wer die Kosten für die Anschaffung dieser Geräte scheut und eine verständnisvolle Frau hat, entfernt am besten gleich nach dem schiessen die Zündhütchen mit der Universalausstossermatrize (so kommt kein Dreck in die Kalibriermatrize, die man auch verwenden könnte, aber nicht bei den umgeformten 32WCF Hülsen) befördert die Hülsen in einen Stoffsack, gut zubinden, und lässt sie mit der Wäsche mit waschen. Nach dem waschen (nicht schleudern) noch mit destilliertem Wasser spülen, trocknen und fertig ist das Wiederladergold. Danach fängt der Spass von vorne an.

Zusammenfassend kann man sagen: Umgeformte 32WCF Hülsen mit Nitroladung und Wadcuttergeschossen machen die wenigste Arbeit( kein kürzen der Hülsen, kaum Verschmutzungen an Waffe oder Hülsen), sind am kostengünstigsten (eine 500g Dose reicht länger wenn man nur 2,4 grs statt 10 grs oder 8 grs laden muss) und schiessen gut. Es lassen sich auch alle Geschosse mit Hohlboden verwenden. Die Nachteile sind, das nicht alle Revolver für Nitroladungen geeignet sind, nicht alle Scheibenwarte Wadcuttergeschosse mögen (teilweise mit Bann belegen) und es kein echtes Schwarzpulvergefühl gibt. Dass man beim Abfüllen des Pulvers extrem konzentriert arbeiten muss um Doppelladungen zu vermeiden sei noch einmal erwähnt. Echtes Schwarzpulver verbreitet klar die beste Atmosphäre, hat aber grosse Nachteile. Die Hohlbodengeschosse sind tabu. Die Verschmutzung an Waffe und Hülsen (auch an den Händen beim schiessen) sind enorm, und führen zur Korrosion, falls Sie nicht umgehend entfernt werden. Spätestens nachdem man die zweite Trommelfüllung in Richtung  Scheibe auf die Reise geschickt hat sollte der Lauf und die Patronenkammern mit Vfg-Filz gereinigt werden, wenn man auf präzises schiessen aus ist. Mein Favorit ist klar Hodgdon 777. Der Schwarzpulverersatz hat nicht nur die Beste Laborierung hervorgebracht,  er scheint die Vorteile von Schwarz-und Nitropulver zu vereinen und kaum einen Nachteil mit zu bringen, sieht von der  eingeschränkten Geschosswahl (auch hier keine Hohlbodengeschosse) ab. Die Präzision ist gut. Es gibt zwar nicht ganz so viel Rauch wie bei richtigem Schwarzpulver, aber noch genug. Der sanfte Rückstoss gibt ein tolles Gefühl. Ich werde für meinen Armeerevolver wohl nur noch Hodgdon 777 verwenden.

Abbildung 1: von links: Originale Hülse 32WCF, Hülse 32 WCF mit zurückgesetzter Schulter,  die gleiche Hülse nach Verschuss, gekürzte Hülse 32-20 nach Calibrierung und nach Verschuss, Hülse der originalen Patrone.

Abbildung 2: Verwendete Geschosse von links nach rechts: X: Haendler und Naterman 100 grs cal .314 Wadcutter Hohlboden (WC HB), Teflon beschichtet aus dem Kugelfang und neu; A: Hornady 90 grs cal .314 Semiwadcutter (SWC) gefettet; B: S+E Geschoss 100 grs cal.314 WC, gefettet; C: Haendler und Naterman 86 grs cal .311 Kegelstumpf, gefettet; D: Haendler und Naterman 86 grs cal .311 Wadcutter , Teflon beschichtet; E: 86grs cal .314 Rundkopfgeschoss abgeflacht, gefettet und Geschoss der originalen Patrone 108 grs cal .313 oben bzw. 302 am Absatz (heel).

Abbildung 3: einige der verwendeten Patronen; Originale Patrone 7,5 mm Schweizer Ordonanzrevolver, Hülse 32 WCF mit Wadcutter-geschoss B, gekürzte Hülsen mit den Geschossen C, A und E sowie einer nicht verwendeten Patrone 32 S&W long zum Vergleich.

Abbildung 4: Trefferbilder von Laborierung 1 und der originalen Patrone (Laborierung 11) auf der schwarzen Duellscheibe, sowie Laborierung 10, der Besten im Test, auf der PP10 Scheibe



Hier wird auch beschrieben, wie man aus 7.65 Para Hülsen die 7.5 Swiss Revolver Hülsen formt.