18. Oktober 2020 Von Webmaster Aus

How to make .221 Rem Fireball brass – the poor mans way

Bericht vom Marcel Kaufmann

So ganz nachvollziehbar ist es wohl nicht mehr, wie Remington 1963 auf die Idee kam, eine XP-100 zu bauen. Auf jeden Fall wurde kein Aufwand gescheut:
• Basis: Action von einem Modell 40 Repetierer
• Der Griff und Abzug wurde zugunsten der Balance in Richtung Mündung versetzt (Center Grip)
• Der Schaft war schon damals aus Nylon und somit sehr leicht
• Der Lauf ist mit 10“ üppig ausgefallen
• 1900 g mit Buschnell Phantom Magnum 2.5x ZF

Das XP im Namen bedeutet eXPerimental, und so kam die Pistole nicht nur in einer aussergewöhnlichen Konfiguration auf den Markt, sondern auch gleich noch in einem eigenen Kaliber: .221 Remington Fireball. Verglichen mit dem Ursprungskaliber .222Rem wurde die neue Hülse um 3/10“ (ca. 7.6 mm) kürzer und mit .22“ Geschossen um 50 gr geladen, welche bis 900 m/s schnell fliegen.
Ab den 1980ern wurde die Pistole auch in diversen anderen Kalibern hergestellt.
Obwohl die Produktion der XP-100 1998 einstellt wurde geniesst die seltene Pistole noch heute bei Handgun-Jägern, Silhouetten-Schützen und Sammlern einen ausgezeichneten Ruf.
Es gibt aber ein Problem: Woher die Munition? Obwohl CIP und SAAMI gelistet wird heute kaum noch Munition in .221Rem FB hergestellt, welche es dann auch noch nach Europa schafft. Neue Lapua Hülsen sind vereinzelt und mit Glück noch zu finden, aber auch diese Quelle wird versiegen. Was nun?
Mit gewissen Erfahrungen im Herstellen von .300BLK Hülsen wurde der gleiche Versuch für .221 Rem FB gewagt.

Man nehme:

• Staubsauger
• Säge
• Trimmer
• Entgrater
• Messschieber
• Gutes Fett
• .221Rem Fireball Matrizensatz
• .223Rem Hülsen von Federal oder Fiocchi
• Datenblätter .221Rem Fireball – CIP und SAAMI

Nach Konsultation des Datenblattes wird ersichtlich, dass die L3 maximal 35.60 mm sein darf. Da es in diesem Versuch darum geht, ob es möglich ist aus .223 Remington Hülsen eine .221 Rem FB zu bauen, gehen wir von den maximalen Patronendimensionen aus. Normalerweise würde man eine .221Rem FB auf 35.40 mm trimmen.

Los geht’s:
Als erstes schneide man die Hülsen auf etwas über l = 36 mm ab:


Entgraten:

Innen und aussen leicht fetten:


Hier unbedingt darauf achten dass nicht zu viel Fett aufgetragen wird. Überschüssiges Fett kann nicht entweichen und ergibt Dellen.
Nach dem Umformen in der Full-Length Resize Matrize kann man schon erkennen, was das mal gibt:



Der Hülsenmund sieht nach der Tortur nicht so gut aus, daher also die Hülse so abschneiden, dass man noch über 0.5 mm trimmen kann.
Als nächstes: Trimmen auf 35.60 mm (normal wäre 35.40 mm) und entgraten:


Halsstärke kontrollieren:


Hier liegt der Hund der Sache begraben: Nach CIP dürfen die Masse H1 & H2 6.43 mm betragen. Zieht man davon das Geschoss mit G1 = 5.69 mm ab, so bleiben 0.74 mm / 2 = 0.37 mm für den Hülsenhals übrig. Aus Erfahrung aus dem Umformen von .300BLK Hülsen ist bekannt, dass Wandstärken bis ca. 0.32 mm ohne den Hals abzudrehen gut funktionieren.
Soweit sollte das passen. Also Bohne rein und auf COL von ca. 46.6 mm setzen:



Will it chamber?


YES!

Fazit:
Wer den Aufwand nicht scheut kann aus bestimmten .223 Remington Hülsen .221Rem Fireball Hülsen basteln. Auf www.300blktalk.com gibt es ein Thread in dem Erfahrungen und Messungen mit Hülsenmaterial verschiedenster Hersteller gesammelt sind, welche sich zum Umformen auf .300BLK eignen (siehe Quellen). Wichtig ist dass die Wandstärke an dem Ort, an dem später der Hals entsteht, unter ca. 0.30 mm liegt – und hier unterscheiden sich .300BLK und .221Rem FB nur unwesentlich.



In diesem Versuch wurden Fiocchi (Bezeichnung am Hülsenboden: G.F.L.) sowie Federal (Bezeichnung am Hülsenboden: FC) erfolgreich getestet.

Die Frage die noch bleibt: Sägen und dann umformen – oder umformen und dann sägen?

Quellen:
SAAMI. (2015). 221Remington Fireball (S. 65). https://saami.org/wp-content/uploads/2019/02/ANSI-SAAMI-Z299.4-CFR-Approved-2015-12-14-Posting-Copy.pdf
CIP. (2006, 19. September). 221Rem. Fireball. https://bobp.cip-bobp.org/. https://bobp.cip-bobp.org/uploads/tdcc/tab-iv/tabivcal-de-page37.pdf
STICKY – Good/Bad brass list converting 5.56->300blk -300BlkTalk. (o. D.). STICKY – Good/Bad Brass List Converting 5.56->300blk -300BlkTalk. Abgerufen am 1. Mai 2021, von http://www.300blktalk.com/forum/viewtopic.php?t=88599

Nachtrag:
Auch in den sehr engen Patronenlager der T/C Contender von zwei Herstellern passen die so umgeformten Hülsen bzw Patronen perfekt hinein:

Original T/C Lauf:  
    . . . und schliesst . . .  

Swiss Made Custom Lauf in .221 FB: 
 ..auch perfekt ‚flush‘

Siehe auch den früheren Bericht über diese Patrone > Forum