2. Januar 2010 Von Webmaster Aus

300m Schiesstest einer Unlimited Pistole

Jürg Müller, Mitglied VSMS

Hintergründe zum 300m Schiesstest
Der Vater des Gedankens war, dass ich dieses Jahr plane in Tschechien beim 500m Match teilzunehmen. Nachdem meine Ladung in 6.5mBR mit einem 120grs Nosler Ballistic Tip Geschoss dem Ram auf der Maximaldistanz nicht genügend Energie entgegen stemmt, wäre es – so mein Gedanke – frustrierend, wenn man das Ziel träfe ohne es umzuwerfen. Also musste eine neue Ladung mit schwereren Geschossen entwickelt werden. Meine Loppo 2000 hat 8 oder 8 ½ Zoll Drall – so genau konnte ich das nicht messen – also nominell genügend um auch ein 140 grs Geschoss zu stabilisieren. So fabrizierte ich zuerst durch aufweiten und geringes kürzen von gebrauchen Norma 6mm BR Hülsen die Basis. Sodann kamen zwei Geschosse für den Versuch zum Einsatz. Ein 140 grs VLD Moly von Berger (die VLD Form könnte ja auf 500m etwas bringen) mit einem BC von .612 und ein 144 grs Lapua Vollmantel Geschoss mit einem noch höherem BC von .636. Geladen wurde mit N-140.
Um die Präzision zu testen wurde beim ersten Versuch die ganze Waffe in eine Schiessmaschine bei Brünig Indoor gespannt. Leider misslang dieser Test, weil sich die Waffe mit ihrem filigranen Schaft nicht genügend stabil einspannen liess. Es schien also ratsam eine bessere Lösung zu suchen. Diese bot mir Joe Ritter, Büchsenmacher in Olten, an. Er schlug vor Lauf und System der Waffe in einen Ausschuss Schaftholz Rohling einzupassen. Nachdem ich dann hörte, dass Wulf Post die einzige im Markt verbliebene Loppo 2000 kaufen konnte und er sich ebenfalls für einen solchen Test brennend interessierte wurde die Arbeit in Auftrag gegeben.
Der Test verlief sehr erfolgreich, die Resultate sprechen für sich. Aus zeitlichen Gründen musste der Test in einer vergleichbar kurzen Zeitspanne durchgeführt werden. Es wurden 70 Schuss innerhalb ca. 60 Minuten abgegeben, inklusive Auswertung durch Ausdruck nach jeweils 10 Schuss und inklusive 2 Zwischenreinigungen des Laufes. Innerhalb der einzelnen Serien ergab das etwa einen Schuss pro 30 sec, was den Lauf ungemein erhitzte. Erstaunlicherweise schoss die Waffe trotzdem gut, ja die letzte geschossene Gruppe erwies sich sogar als die Kleinste. Wahrscheinlich liesse sich der Test noch etwas optimieren, aber die Präzision die hier mit einem dünnen 35cm Lauf erreicht wurde entspricht etwas derjenigen eines Standardgewehrs mit GP11 Munition.
Mein spezieller Dank für die Durchführung dieses (und weiterer) Tests richtet sich ebenso an den Konstrukteur des Schaftes als auch an den experimentier- und einsatzfreudigen Michel Pellet von Brünig Indoor.

Test Aufbau und Ablauf:
Also um es kurz zu fassen: Schaft und Bettung halten optimal und das Schaftgebilde sitzt bombenfest in der Maschine und hält auch längere Serien aus. Mein Test verlief einerseits ernüchternd, denn meine bisherige Ladung mit dem 120 Nosler Geschoss und N-135 scheint nicht optimal. Andererseits erstaunten mich die Resultate mit dem Berger Geschoss, welche im Vergleich mit den Lapua 144 Geschoss eindeutig zugunsten des Berger ausfielen.
Ladung Nr.15 war das letzte getestete Los und erreichte trotz überhitztem Lauf das beste Ergebnis.
Zur Durchführung: Das Einrichten benötigt relativ viel Zeit (ca. 20-30 Min). Der ganze Test dauerte 90 Minuten und wurde sehr zügig gemacht, denn der Bediener der Maschine war unter Zeitdruck. Das bedeutete, dass der Lauf der Loppo bedrohlich heiss war. Nach dem Einschiessen mit meiner Normalladung über 10 Schuss habe ich den Lauf mit Shooter’s Choice durchgezogen und trocken gewischt, dann folgten jeweils 2 Einzelschüsse gefolgt von 8 Wertungsschüsse pro Los. Nach den drei Losen mit dem Lapua Geschoss wurde der Lauf wieder mit Solvent behandelt und trocken gewischt. Dann begann es von Neuem mit den Berger Losen wie geschildert.
Ich glaube, dass man den Testverlauf noch optimieren kann, wenn man A) mehr Zeit für die Abkühlung des Laufes investiert und B) haben wir im Mündungsbereich möglicherweise noch ein paar ungünstige Konstellationen durch die Mündungsdruckwelle, was noch verbessert wird.
Alles in Allem war es ein sehr positives Erlebnis. Der beste Streukreis aus der Loppo war übrigens vergleichbar mit dem Streukreis aus einem Standardgewehr im Kal. 7,5 x 55 mit Normalmunition.

Ursprünglich wurde versucht, die Waffe mit dem originalen Griff in die Schiessmaschine zu spannen, hier das Fotos dieses Versuches.

Im zweiten Anlauf hat dieser ‚Holzklotz‘ den Waffenschaft ersetzt; Damit ist gewährleistet, dass das ‚Laufsystem‘ stabil, sicher und v.a. auch repetitiv korrekt in der Schiessmaschine aufgenommen ist.   

Gut sichtbar das seitliche Loch, hierdurch wurde der Abzug mit dem Finger betätigt.

Erste Begutachtung der geschossenen Bilder
Man beachte die an der Wand hängenden Schussbilder vom Standardgewehr mit der GP11 und diejenigen mit dem Stgw90; Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine Pistole handelt.

Hier die beeindruckenden Schussbilder: